Alabaster: Das neue Trendmaterial!
Ist es Glas, ist es Stein? Hart oder weich? Ist es warm, ist es kalt? Kein Material gibt Betrachtern so viele Rätsel auf wie Alabaster. Der Naturstoff wirkt ebenso kompakt wie filigran, schmeichelt den Händen und besitzt eine geheimnisvolle Aura. Verständlich, dass er seit Jahrhunderten für Kunstgegenstände verwendet wird. Wie aber passt er ins Bild heutiger Dekorateure?

Ist es Glas, ist es Stein? Hart oder weich? Ist es warm, ist es kalt? Kein Material gibt Betrachtern so viele Rätsel auf wie Alabaster. Der Naturstoff wirkt ebenso kompakt wie filigran, schmeichelt den Händen und besitzt eine geheimnisvolle Aura. Verständlich, dass er seit Jahrhunderten für Kunstgegenstände verwendet wird. Wie aber passt er ins Bild heutiger Dekorateure?
Was genau ist eigentlich Alabaster?
Auf einen flüchtigen Blick wirkt der Rohstoff wie Gestein. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine diffuse Struktur, die den ersten Eindruck widerlegt. Sie ist auf verschiedene Naturkräfte zurückzuführen, denn Alabaster entsteht als Reaktionsprodukt von Verdunstung und Druck.
Chemisch gesehen handelt es sich dabei um Calciumsulfat, eine Varietät von wasserlöslichem Gips. Es bildet sich, wenn das Wasser aus salzhaltigen Seen verdunstet und die verbleibende Kruste unter Erdschichten gerät. Hier ist sie mechanischen Einflüssen ausgesetzt, die das Mineralien-Gemisch verformen, verfärben und verfestigen.
Das fertige Material verdichtet sich zu eiförmigen Blöcken. Die Abmaße dieser sogenannten Ovuli schwanken stark. Je nach Fundort sind sie nicht viel größer als eine Kartoffel oder bis zu drei Meter lang. Dementsprechend kann ein solches Alabaster-Ei wenige Gramm oder mehrere Zentner wiegen.

Verwendung
Calciumsulfat besitzt einen glasartigen, seidig-matten Glanz und ist kaum bis nahezu vollkommen durchscheinend. Seine möglichen Farben decken ein breites Spektrum ab. Es kann gelb bis braun, aber rosa oder grau erscheinen. Das häufigste, schönste und beliebteste Vorkommen des Alabasters aber ist weiß – wobei die Nuancen von strahlend bis cremig reichen.
Im Vergleich zu anderen Naturrohstoffen ist das Material sehr weich und lässt sich daher hervorragend bearbeiten. Es kann wie Holz geschnitten bzw. geschnitzt werden und besitzt durch seine Wasserlöslichkeit einzigartige Glättungseigenschaften. Das machte die Gips-Varietät von alters her zu einem beliebten Ausgangsstoff für Kunstwerke, Schmuckstücke und andere Dekorations-Gegenstände.
Früher
Auf diese Verwendung deutet bereits die Bezeichnung des Alabasters hin. Obwohl sich Sprachforscher nicht ganz einig sind, woher der Begriff stammt, gründen alle Vermutungen auf derselben Annahme: Dass mit dem Wort ein Gefäß gemeint ist.
Als älteste mögliche Quelle nennen Wissenschaftler die ägyptische Sprache. Hier benennt „anar“ einen beliebigen Stein, der Zusatz „bastet“ hingegen verweist auf die katzenköpfige Göttin der Freude. Sie soll ihre Schminke in eigens dafür angefertigten Töpfchen aufbewahrt haben – den sogenannten Bastet-Steinen.
Das ähnelt der Behauptung, das Material sei nach dem ägyptischen Ort Alabastron benannt, der “Stadt der Alabastergefäße”. Der Begriff ist zwar griechischen Ursprungs, bezeichnete aber tatsächlich eine Stätte, an der Alabastergefäße hergestellt wurden.

Ob diese aus dem Rohstoff gefertigt waren oder zur Aufbewahrung desselben dienten, erschließt sich nicht. Beides ist möglich, denn Alabaster bildete lange Zeit die Grundlage bzw. einen Zusatz für Kosmetik-Artikel. Grabbeigaben der Pharaonen belegen, dass er Bestandteil von Cremes und Schminke war.
Um die so gepflegte Haut treffend abbilden zu können, kam das Material für figürliche Darstellungen zum Einsatz. Auch das lässt offen, ob es zuerst Kosmetikum war und später als künstlerisches Ausdrucksmittel verwendet wurde oder umgekehrt.
Seine Lichtdurchlässigkeit mussten Künstler schon früh erkannt haben, denn bereits zur Zeit der Ägypter und Babylonier gab es Alabasterlaternen. Ihre Seitenwände waren mit eingeschnittenen oder erhabenen Figuren verziert, die erst bei entfachter Flamme zur Geltung kamen.
Eine ähnliche Verwendung fand das Material im antiken Griechenland. Hier diente es zur Fertigung von Brennschalen, die den Schein inwendig lodernden Feuers nach außen dringen ließen. Darüber hinaus wurde der Rohstoff als Wandverkleidung und zum Abdichten von Fensteröffnungen genutzt.
Dieser Einsatz des Alabasters ist auch für mittelalterliche Kirchen belegt. Dabei dürfte jedoch vorrangig seine feine Äderung reizvoll gewesen sein, denn als Wetterschutz taugt der Rohstoff nicht. Auch daraus gefertigte Figuren und Verzierungen konnten nur im Innenbereich eingesetzt werden, da Calciumsulfat nicht feuchtigkeitsbeständig ist.
Das mag ein Grund gewesen sein, warum sich die Spur des Alabasters in der Geschichte verliert. Er galt bald nur noch als preiswerte Marmor-Kopie und diente eine Zeitlang ausschließlich als Perlen-Rohstoff. Erst um 1800 erlebten Kunstgegenstände aus ALABASTER eine Renaissance, die bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts anhielt.
In den nun folgenden Dekaden schwankte die Nachfrage ständig. Einem Hoch zur Zeit des Art Déco folgten Weltwirtschaftskrise und Krieg. Unmittelbar danach war Calciumsulfat ein begehrtes Exportgut nach Übersee, wo es überwiegend für Souvenirs Verwendung fand – und dergestalt in die europäischen Abbaugebiete zurückkehrte.
Heute
Seit den 1990er-Jahren sind der Rohstoff und daraus gefertigte Kunstgegenstände besonders geschützt. Mit Gründung der Gesellschaft Euralabastri etablierte sich ein Gütesiegel, das schlechte von hochwertiger Verarbeitung trennt. Des Weiteren eröffnete im Hauptabbaugebiet Volterra/Italien ein Museum, das die Geschichte des Alabasters dokumentiert.
Parallel dazu wurde die weltweit einzige Hochschule für Alabasterkunst wiederbelebt. Hier lernen Studenten achtungsvoll mit dem Rohstoff umzugehen und ihm ein einzigartiges Design zu verleihen. Indem sie eigene Stile einfließen lassen, verhelfen sie dem Ausnahme-Material zu neuer Blüte und entwickeln Kunstgegenstände, die auch mit modernem Interieur korrespondieren.
So wirkt Alabaster
Seine grundlegende Ästhetik behält das Material in jeder Form bei. Die papierartige Struktur lässt es leicht wirken und die durchscheinende Oberfläche suggeriert Offenheit. Durch ihren matten Glanz vermitteln Alabastergegenstände ein Gefühl von Wärme, das beim Berühren auch zu spüren ist. Nicht zuletzt strahlt die im besten Sinne eintönige Farbe des Naturstoffs Ruhe aus.
All das sind Dinge, die einen wohltuenden Kontrast zur rauen Wirklichkeit bilden. Mit Alabaster bleiben Hektik und Betriebsamkeit außen vor, Innenliegendes wird wahrnehmbar und Empathie breitet sich aus. Diese Effekte werden dem Material auch in der Edelsteinkunde zugesprochen. Alabasteramulette oder -handschmeichler sollen sich positiv auf die Psyche auswirken und die innere Abgrenzung unterstützen.
Alabaster im eigenen Zuhause einsetzen

Wer von den genannten Aspekten profitieren möchte, hat viele Gelegenheiten Alabaster wirken zu lassen. Er dient als Ausgangsmaterial für Lampen, Vasen oder sonstige Gebrauchsgegenstände und kommt neuerdings auch wieder als Vertäfelung zum Einsatz. Dass das an seinen ursprünglichen Nutzen erinnert, ist kein Zufall. Was gut ist, kehrt über kurz oder lang wieder – erst recht, wenn es so einzigartig ist wie das antike Material.