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Wiener Kaffeehauskultur Cafe Sperl

Westwing liebt die Wiener Kaffeehauskultur. Passend dazu erfahren Sie hier alles rund um die Kaffeehauskultur, die die Wiener auf der ganzen Welt berühmt gemacht hat. Eine große Portion Nostalgie schwingt auch heute noch mit, wenn man in Wien in eines der zahlreichen Kaffeehäuser spaziert, die zum Verweilen einladen. Aus dem gemütlichen Zusammenkommen in den Wiener Kaffeehäusern, dem dazugehörigen Kaffeetrinken, Speisen, Zeitung lesen und auch Arbeiten, ist eine unvergleichliche Kultur geworden, die wir den Wienern zu verdanken haben.

Geschichte der Wiener Kaffeehauskultur

Wiener Kaffeehauskultur Bild damals

Warum der Kaffee in Wien zum Kult wurde? Das Geheimnis lag damals in der Beimischung von Milch und Zucker. Auf wen genau diese Innovation zurückzuführen ist, ist bis heute unklar. Es ranken sich jedoch zwei verschiedene aber schöne Legenden darum:

Die erste besagt, dass alles Franz Georg Kolschitzky zu verdanken ist. Denn als 1683 die Türken vor Wien geschlagen wurden und fluchtartig abrücken mussten, fanden die Wiener Säcke mit Kaffeebohnen beim zurückgelassenem Hab und Gut der Türken. Diese überließ man Franz Georg Kolschitzky, der sich hervorragend in der Schlacht gegen die Türken geschlagen hatte, zum Dank. Außerdem erhielt er die Erlaubnis zum Ausschank von Kaffee und konnte das erste Kaffeehaus in Wien eröffnen. 

Die andere Legende besagt jedoch, dass es ein armenischer Spion mit dem Namen Deodato, der im Dienste des Wiener Hofes stand, gewesen sein soll, der dem Kaffee in Wien zum Ruhm verhalf. Angeblich war er aufgrund seiner Herkunft vertraut mit der Zubereitung der sonderbaren Bohnen und soll deshalb das erste Kaffeehaus um 1635 eröffnet haben.

Wiener Kaffeehauskultur Männer Künstlerzimmer
Zusammenkunft im sogenannten Künstlerzimmer des Café Griensteidl in Wien um 1896

Wiener Kaffeehauskultur: Berühmte Persönlichkeiten im Kaffeehaus

Das Kaffeehaus galt damals als zentraler Treffpunkt der Literaten, Musiker und Künstler wie Gustav Klimt oder Egon Schiele, die dort gerne verweilten und auf den Kuss der Muse für neue Werke warteten. Man traf sich, las Zeitung, tauschte sich untereinander aus, fing auch an, dort zu arbeiten (heute mit WLAN und Laptop, damals mit Papier und Stift). Das Kaffeehaus avancierte so zum unausgesprochenen Treffpunkt und war wie ein zweites Zuhause geworden. Der österreichische Schriftsteller Peter Altenberg soll sein Stammlokal, das Café Central, sogar als Wohnadresse auf seiner Visitenkarte angegeben haben. Von ihm stammt auch dieses Gedicht, eine Liebeserklärung und Hommage an das Kaffeehaus:

Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene – ins Kaffeehaus!
Sie kann, aus irgendeinem, wenn auch noch so plausiblen Grunde, nicht zu dir kommen – ins Kaffeehaus!
Du hast zerrissene Stiefel – Kaffeehaus!
Du hast 400 Kronen Gehalt und gibst 500 aus – Kaffeehaus!
Du bist korrekt sparsam und gönnst dir nichts – Kaffeehaus!
Du stehst innerlich vor dem Selbstmord – Kaffeehaus!
Du hasst und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen – Kaffeehaus!
Man kredidiert dir nichts mehr – Kaffeehaus!

Peter Altenberg, um 1910

Warum sie sich gerne dort einfanden? Man konnte im Trubel arbeiten, ohne sich einsam zu fühlen. So ist es bis heute: Mit Laptop genießen viele das Arbeiten in großer, belebter Runde ohne ein Teil davon zu sein. Das Kaffeehaus war damals außerdem Spielsalon und Raucherzimmer in einem und deshalb vorerst eine reine Männerdomäne. Man konnte Karten oder Billard spielen, in Ruhe Zeitung lesen, sich mit andere Künstlern austauschen. Berühmte Gäste waren:

  • Komponist Wolfgang Amadeus Mozart
  • Komponist Ludwig van Beethoven
  • Erzähler und Dramatiker Arthur Schnitzler
  • Komponisten Johann Strauß (Vater und Sohn)
  • Architekt Otto Wagner
  • Schriftsteller Thomas Bernhard
  • Maler Egon Schiele
  • Maler Gustav Klimt

Typisches für das Wiener Kaffeehaus und die Kaffeehauskultur

Wiener Kaffeehauskultur Gemälde damals

Seit 2011 zählt die traditionelle Wiener Kaffeehauskultur zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Kaffeesieder

Schon damals brühte man den Kaffee nicht mit fertigem Kaffeemehl, sondern verwendete selbst geröstete Bohnen und eigens hergestellte Sorten. Deshalb nannten sich die Kaffeehausbesitzer auch Kaffeesieder. Bis heute wird der Begriff deshalb verwendet.

Öffnungszeiten

Das Kaffeehaus ist allein wegen den langen Öffnungszeiten besonders beliebt. Die reichen von relativ früh (oft schon ab 6 Uhr Morgens) bis Mitternacht.

Musik im Kaffeehaus

1840 erstmals ins Leben gerufen, wurde es bald eine beliebte Tradition. Damals wurden ab bestimmter Uhrzeit Klaviermusik oder kleine Konzerte mit Streichquartett veranstaltet. Dies ist bis heute geblieben. Einige Kaffeehäuser haben deshalb einen Flügel. Ab 18 Uhr gibt es dann Musik.

Essen & Trinken

Neben zahlreichen Kaffeekreationen sind bis heute kleinere Speisen, Mehlspeisen wie Apfelstrudel und hausgemachte Kuchen typisch.

Die Kellner

Sie werden bis heute sehr gerne mit „Herr Ober“ angesprochen.

Das Interior

Das Interior unterscheidet sich stark von Kaffeehaus zu Kaffeehaus – von romantisch-plüschig oder ganz klassisch bis hin zu clean – ist fast alles vertreten. Trotzdem gibt es einige typische, traditionelle Einrichtungsmerkmale:

Der Thonet-Stuhl, entworfen im Jahr 1859 von Michael Thonet, gilt bis heute als der ikonische „Kaffeehausstuhl”. Er besteht aus Bugholz, dessen hoch ästhetisches und reduziertes Design bis heute unglaublich beliebt ist. Übrigens: Mit dem Thonet-Stuhl begann die Geschichte des modernen Möbels. Die Innovation: biegbares Massivholz. Außerdem konnten mehrere Stühle auf einmal bequem in Einzelteilen verschickt werden und erst vor Ort zusammengebaut werden. Dies läutete die Serienproduktion ein. Ihn und ähnliche Exemplare findet man bis heute oft in den Kaffeehäusern.

Üblich sind oftmals kleine runde oder quadratische Tische mit Marmorplatten.

Auffällige, große Spiegel, die an den Wänden hängen.

Alles über die Wiener Kaffeehauskultur

Personen im Kaffeehaus

  • Die Gäste waren lange Zeit ausschließlich Männer.
  • Der Piccolo: in der Hierarchie des Kaffeehauses fing er als Hilfskellner ganz unten an, stellte Tische und Stühle auf und füllte das zum Kaffee gereichte Wasser nach.
  • Die Sitzkassiererin: Lange Zeit die einzige Dame im Kaffeehaus, saß sie hinter der Kasse oder Buffet, und genoss als einzige Frau die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde.

Kaffeehaus-Klassiker – Was steckt dahinter?

Ursprünglich, anstelle der heutigen Karte, bekam man früher eine Farbpalette vom Ober gereicht. Man konnte sich seinen Kaffee also je nach Farbe aussuchen: Je dunkler, desto stärker und je heller, desto milder. Do you speak coffee? Die beliebtesten Wiener Kaffeehaus-Köstlichkeiten im Überblick:

Wiener Kaffeehauskultur Farbpalette
  • Kleiner Schwarzer: einfacher Mokka (schwarzer Kaffee ohne Milch und Zucker) in kleiner Schale
  • Verlängerter: ein kleiner Schwarzer wird mit der gleichen Menge an heißem Wasser verlängert
  • Fiaker: großer Mokka im Glas mit viel Zucker und einem Schuss Rum
  • Melange: halb Kaffee, halb Milch
  • Kaisermelange: Mokka mit Eidotter, oder auch mit süßem Honig und Weinbrand oder Cognac erhältlich
  • Wiener Melange: Melange, mit geschäumter Milch im Glas serviert
  • Großer Brauner: doppelter Mokka mit Kaffeeobers in großer Schale
  • Doppelmokka: doppelter Espresso in großer Mokkaschale
  • Einspänner: kleiner Mokka im Glas mit viel Schlagobers (doppelter Einspänner: großer Mokka)
  • Kaffee verkehrt: Kaffee mit zwei Drittel Milch und einem Drittel Kaffee

Sie planen eine Reise nach Wien? Hier finden Sie unsere Tipps für die schönsten und traditionellsten Kaffeehäuser in der österreichischen Hauptstadt.

Fotos: Getty Images/DEA / A.Dagli Orti, Getty Images/Stuart Black, Getty Images/ Culture Club, Getty Images/Imagno, Getty Images/Alinari Archives,Westwing (2)